Leicht wie eine Feder
Letztens war ich wieder einmal im Stall und mein Pferdchen stand gaaaanz unten auf der Weide. Mittlerweile macht mir das nichts mehr aus. Immerhin kommt er mir immer die letzten paar Meter entgege:-). Und ich genieße es auf dem Weg zu Harley seine neue Familie zu begrüßen. Besonders das Fell-Pony Sämi läuft mir immer über die ganze Weide nach und möchte am liebsten auch etwas unternehmen.
Auch dieses Mal kam mir Harley entgegen und nach unserer Begrüßung wollte er nicht auf gehalftert werden. Das ist ein neues Ritual von uns. Fast immer spaziert er gemächlich von selbst nach oben in Richtung Putzplatz. So auch heute. Plötzlich bleibt er stehen und betrachtet etwas am Boden. Ich komme näher und schaue mir an was er da gefunden hat. Eine wunderschöne große schwarz-weiße Feder liegt im Gras. So eine hatte ich noch nie gesehen. Einem Impuls folgend, hebe ich sie hoch und stecke sie mir ins Stirnband.
Oben auf dem
Putzplatz nehme ich mir viel Zeit für Harley. Besonders an solch warmen Tagen,
unter den letzten Sonnenstrahlen des Herbstes, genießt er die Fellpflege von
mir in vollen Zügen. Ich
beschließe im Wald etwas Handarbeit mit ihm zu machen und nehme den Kappzaum
mit den Zügeln. Gemütlich spazieren wir alleine vom Hof in Richtung Wald. Beide sind
wir an diesem Tag extrem entspannt. Nach
einigen Schritten schnaubt Harley zufrieden ab.
Auf dem Feldweg zum Wald beginne ich mit etwas Handarbeit. Harley ist extrem
konzentriert und bei der Sache, so dass uns neben einer schönen Biegung auch
ein paar Seitengänge gelingen. Da es so gut läuft, höre ich auch bald einmal
auf und lasse ihn entspannt neben mir her laufen. Nach ein paar Schritt –
Trab-Übergängen neben mir, kommen wir zu der großen Kreuzung im Wald. Seit ein
paar Wochen stehen dort diverse Baumstämme zwischengelagert. Ein idealer Ort um
das "Parkieren" mit Harley zu üben. Wie gewohnt steige ich auf den
Baumstamm und Harley positioniert sich sofort wie geübt daneben. Ich laufe einige
Schritte und er folgt mir aufmerksam. Schließlich bliebt er neben mir stehen
und dreht sich mit dem Kopf zum Rücken hin wie er fragen möchte: steigst du
heute auch einmal auf?
Nachdenklich
blicke ich ihn an und streiche mit der Hand über seinen Rücken und kraule ihn
an seiner Lieblingsstelle am Widerrist. Wie um mir meine Entscheidung
abzunehmen, kommt Harley noch einen Schritt näher. Schließlich gebe ich mir
einen Ruck und schwinge mich auf seinen Rücken. Er bleibt dabei ruhig stehen
und blickt fragend nach hinten. Wie gewohnt erhält er natürlich seinen Kecks.
Ich richte
mich auf seinem Rücken auf und muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen. Wie
immer ist es für mich ein unbeschreibliches Gefühl auf seinem Rücken zu sitzen
ohne etwas.
Langsam setzen wir uns in Bewegung und ich lenke Harley in Richtung Aussichtspunkt. Da uns der Weg nach oben führt, rutsche ich immer wieder etwas nach hinten. Entspannt bleibt Harley jeweils stehen und wartet, bis ich mich wieder neu auf seinem Rücken positioniert habe. Einfach unglaublich. Noch vor ein paar Monaten wäre er nervös geworden oder hätte gar das Weite gesucht, sobald ich nicht mehr mittig auf ihm saß und nun das! Unfassbar glücklich lasse ich mich oben am Aussichtspunkt von seinem Rücken gleiten und falle ihm um den Hals. So weit sind wir nun schon gekommen.
Freudestrahlend
kommen wir wieder auf dem Hof an. Beim Hufe Auskratzen merke ich dann, dass ich
immer noch die Feder im Stirnband trage. Ich mache ein kurzes Foto davon und
lege sie dann als Erinnerung in den Putzschrank (ich muss sie unbedingt nach
Hause nehmen und sie an Harleys Foto befestigen).
Zu Hause
habe ich dann nachgeschaut zu welchem Vogel diese Feder genau gehört. Heraus
kam: Zwergadler. Die Zwergadler sind extrem selten geworden bei uns und werden
sehr oft mit Mäusebussarden verwechselt. Eine solche Feder zu finden, ist in
etwa so wahrscheinlich wie im Lotto zu gewinnen:-). Was diese
Feder für mich zusätzlich noch wertvoller macht. Wenn man dann nachliest, wofür
so Federn als Symbol stehen findet man folgendes: Sie steht für Leichtigkeit,
Fliegen, Luft und Freiheit.
Es erstaunte mich auch nicht, dass sich ein paar Tage später bei einer Krafttier-Meditation ganz klar der Adler als mein Krafttier herauskristallisierte. Der Adler soll uns dabei helfen die Dinge aus einer nötigen Distanz zu betrachten, wodurch sich oft ein viel klareres Bild ergibt.
Beides war so ungemein treffend für diesen gemeinsamen Tag mit Harley. Und ich nahm mir fest vor, diese Leichtigkeit so oft es nur geht in unseren Alltag einfließen zu lassen.